34. Merkblatt zu Signalen in Live
Vor Veröffentlichung von Live 7 hatte Ableton einen groĂen Teil seiner Entwicklungsanstrengungen darauf verwendet, die grundlegende Arbeitsweise von Lives Audio-Engine sorgfĂ€ltig und objektiv zu testen. Als Ergebnis dieser Tests haben wir eine Reihe tief greifender Verbesserungen an der Audio-Engine vorgenommen. Wir haben dieses Merkblatt jedoch auch verfasst, damit Anwender leichter verstehen können, wann ihr Audio bei der Nutzung bestimmter und oft missverstandener Funktionen in Live verĂ€ndert wird (und wann nicht). Ebenfalls enthalten sind Tipps, wie sich die bestmögliche KlangqualitĂ€t erzielen lĂ€sst.
Wie bereits erwĂ€hnt, lag der Fokus unserer Untersuchung auf objektivem (das heiĂt quantifizierbarem und messbarem) Verhalten. Wir machen keine Aussagen darĂŒber, was Sie hören können, da wir die Variablen nicht kennen, die Ihre Hörumgebung, Ihre Audio-Hardware, Ihr Hörvermögen usw. ausmachen. Wir vergleichen Live auch nicht mit anderer Audio-Software. Dieses Merkblatt bietet Ihnen vielmehr eine Ăbersicht ĂŒber die messbaren Dinge, die Live unter verschiedenen UmstĂ€nden mit dem Audiosignal tatsĂ€chlich macht.
34.1 Test und Methodologie
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Merkblatts wird jede Version von Live einer Reihe von 473 automatisierten Tests unterzogen, die jeden Aspekt seiner FunktionalitĂ€t abdecken. Wenn wir neue Funktionen hinzufĂŒgen, fĂŒgen wir auch neue Tests hinzu, und wir veröffentlichen keine Version, bevor sie alle Tests bestanden hat.
34.2 Neutrale Operationen
VorgĂ€nge in Live, die absolut keine VerĂ€nderung der AudioqualitĂ€t bewirken, bezeichnen wir als neutrale Operationen. Sie können sicher sein, dass das AusfĂŒhren solcher Operationen nie eine Verschlechterung des Signals bewirkt. Werden neutrale Operationen auf mit Live aufgenommenes Audiomaterial angewendet, dann ist gewĂ€hrleistet, dass ab dem Punkt der Analog-zu-Digital-Wandlung keine VerĂ€nderung des Signals stattfindet. Werden neutrale Operationen auf in Live importiertes Audiomaterial angewendet, dann ist gewĂ€hrleistet, dass das importierte Audio identisch mit den Dateien ist, die auf der Festplatte gespeichert sind. Werden neutrale Operationen auf aus Live exportierte Dateien angewendet, ist desweiteren gewĂ€hrleistet, dass die QualitĂ€t der erzeugten Datei mindestens der entspricht, die Sie bei der Wiedergabe hören.
Die folgende Liste der neutralen Operationen soll vor allem der Ăbersicht und als Referenz dienen. WĂ€hrend alle diese Operationen buchstĂ€blich neutral sind, ist es wichtig daran zu denken, dass jede von ihnen in einem Kontext vorkommen kann (und ziemlich sicher wird), der auch nicht-neutrale Operationen einschlieĂt. Wenn Sie zum Beispiel ein Audiosignal durch einen Effekt leiten, dann ist das eine nicht-neutrale Operation. Jede neutrale Operation danach wird natĂŒrlich ein Signal zur Folge haben, das in irgendeiner Weise verĂ€ndert wurde. Technisch gesehen ist sogar eine PegelĂ€nderung nicht-neutral.
Zu den neutralen Operationen gehören:
34.2.1 Rendern ohne Dithering
Der Befehl Audio/Video exportieren (siehe Audio und Video exportieren) schreibt Lives Audioausgang als Datei auf die Festplatte. Dieses Exportieren ist unter den folgenden Bedingungen eine neutrale Operation:
- die Sampling-Rate der gerenderten Datei ist die gleiche wie die, die in Lives Voreinstellungen fĂŒr die verwendete Audio-Hardware gewĂ€hlt wurde.
- es wurden keine nicht-neutralen Operationen ausgefĂŒhrt.
Lives Rendering-Verhalten wird mit drei Arten von unbearbeiteten Audiodateien (WeiĂes Rauschen, Sinustöne mit fixer Frequenz und Sinus-Sweeps) in 16-, 24- und 32-Bit-QualitĂ€t getestet, die wiederum in verschiedener Bitauflösung gerendert werden. Phasenauslöschungstests mit den Original- und den gerenderten Dateien zeigen das Folgende:
- das Rendern einer Datei mit der dem Original entsprechenden Bitauflösung fĂŒhrt zur vollstĂ€ndigen Phasenauslöschung.
- das Rendern einer Datei mit höherer Bitauflösung als beim Original fĂŒhrt zur vollstĂ€ndigen Phasenauslöschung.
- das Rendern einer Datei mit geringerer Bitauflösung als beim Original fĂŒhrt zum geringsten Grad an Verzerrung, der in einem 32-Bit-System möglich ist.
34.2.2 Passende Sampling-Rate/keine Transponierung
Das Wiedergeben einer nicht-gestretchten Audiodatei in Live ist eine neutrale Operation, vorausgesetzt, die Samplingrate der Datei entspricht der in Lives Voreinstellungen gewÀhlten und es kommt bei der Wiedergabe keine Transponierung zum Einsatz. Dies zeigen Phasenauslöschungstests mit den gerenderten Dateien. Beachten Sie, dass sich "Wiedergabe" in diesem Zusammenhang nur auf das Signal innerhalb von Live bezieht, also bevor es Ihre Audio-Hardware erreicht.
34.2.3 Aktiviertes Beats/Tones/Texture/Re-Pitch-Warping ohne Stretching
Entspricht das Tempo eines Clips dem Tempo des Sets, so wird dieser ohne Timestretching abgespielt. Wenn als Warp-Modus fĂŒr den Clip Beats, Tones, Texture oder Re-Pitch gewĂ€hlt wurde, nicht aber Complex oder Complex Pro, dann ist die Wiedergabe in diesem Fall neutral (siehe Eine optimale Stretching-QualitĂ€t vornehmen). Ein Warpen, das durch eine Ănderung des Set-Tempos bewirkt wird, ist immer temporĂ€r. Audio, das ohne Warping mit einem bestimmten Tempo abgespielt wird, erklingt immer ohne Warping mit diesem Tempo, auch wenn das Tempo des Sets zwischendurch geĂ€ndert wird. Haben Sie zum Beispiel einige Spuren mit 120 BPM aufgenommen und verlangsamen dann das Tempo, um eine besonders schwierige Passage einzuspielen, werden die Original-Spuren bei der RĂŒckkehr zu einem Tempo von 120 BPM wieder neutral abgespielt. Nur die bei niedrigerem Tempo erstellte Aufnahme wird dann gestretcht. Wichtig ist, dass Grooves (siehe Das Anwenden von Grooves) auf dem VerĂ€ndern von Warp-Markern basieren. Dies bedeutet, dass Audio-Clips, auf denen Groove angewendet wird, auch im Originaltempo nicht neutral wiedergegeben werden.
Die NeutralitÀt der Wiedergabe ungestretchter Clips lieà sich durch Phasenauslöschungstests mit gerenderten Dateien zeigen.
34.2.4 Summierung an einzelnen Mix-Punkten
Seit der Version 7 verwendet Live eine doppelt prĂ€zise (64 Bit) Summierung an allen Punkten, wo Signale gemischt werden. Das schlieĂt die EingĂ€nge von Clip- und Return-Spuren, die Master-Spur und Racks ein. Das Mischen in Live ist daher an jedem einzelnen Summierungspunkt von Signalen eine neutrale Operation. Dies wurde mit Paaren von 24-Bit-Dateien (WeiĂes Rauschen, Sinustöne mit fixer Frequenz sowie deren phaseninvertierten GegenstĂŒcken) getestet. Die Paare wurden acht mal addiert und als 32-Bit-Dateien gerendert, alle Tests ergeben eine perfekte Phasenauslöschung.
Bitte beachten Sie: WĂ€hrend an jedem einzelnen Mix-Punkt 64-Bit-Summierung zum Einsatz kommt, wird Lives interne Bearbeitung weiterhin mit 32 Bit ausgefĂŒhrt. Bei Signalen, die ĂŒber mehrere Summierungs-Punkte hinweg gemischt werden, kann daher trotzdem eine minimale Verschlechterung der QualitĂ€t auftreten. Die Kombination aus 64-Bit-Summierung innerhalb einer 32-Bit-Architektur stellt dennoch die ideale Balance zwischen KlangqualitĂ€t und CPU/Speicher-Beanspruchung dar.
34.2.5 Das Aufnehmen externer Signale (Bitauflösung >/= A/D-Wandlung)
Das Aufnehmen von Audio in Live ist eine neutrale Operation, vorausgesetzt, dass die in Lives Voreinstellungen gewĂ€hlte Bitauflösung gleich oder gröĂer der des verwendeten A/D-Wandlers ist. "Neutral" bedeutet in diesem Kontext " identisch mit dem Audiosignal, das vom A/D-Wandler an Live geliefert wird."
34.2.6 Interne Quellen mit 32 Bit aufnehmen
Audio, das ĂŒber das interne Routing aufgenommen wird, ist identisch zum Quellsignal, vorausgesetzt, dass die Aufnahme mit 32 Bit gemacht worden ist. Das Aufnehmen mit 32 Bit wird empfohlen, um neutrale Aufnahmen von Signalen aus Plug-in-Instrumenten oder von jeglichen Audiosignalen zu gewĂ€hrleisten, die mit Effekt-Plug-ins bearbeitet wurden. Beachten Sie jedoch bitte, dass bei Signalen mit einer geringeren Bitauflösung auch eine Aufnahme mit dieser Auflösung neutral ist (unter der Voraussetzung, dass keine Effekte verwendet werden); das interne Aufnehmen einer unkomprimierten 16-Bit-Datei mit 32 Bit wird die KlangqualitĂ€t nicht verbessern.
Die NeutralitÀt interner Aufnahmen lieà sich durch Phasenauslöschungstests zeigen.
34.2.7 Einfrieren und Als Audio fixieren
Beim Einfrieren von Spuren (siehe Spur einfrieren) werden Dateien mit 32 Bit erzeugt, damit die QualitĂ€t der Dateien der des Signals vor dem Einfrieren entspricht. Es gibt allerdings einige UmstĂ€nde, die beim Einfrieren zu nicht-neutralem Verhalten fĂŒhren und beachtet werden sollten:
Eingefrorene Spuren in der Arrangement-Ansicht können Audiomaterial enthalten, das ĂŒber die eigentlichen Clip-Grenzen hinausgeht, etwa Hallfahnen oder Echos. Eingefrorene Spuren der Session-Ansicht hingegen haben immer exakt die LĂ€nge zweier Loop-DurchgĂ€nge, sodass Audiomaterial, das im nicht eingefrorenen Zustand ĂŒber zwei LooplĂ€ngen hinausgeht, beim Einfrieren abgeschnitten wird.
Zeit-basierte Effekte wie Hall oder Echos werden fĂŒr nicht eingefrorene Clips in Echtzeit berechnet, sodass das Stoppen der Wiedergabe wĂ€hrend solcher Effekte diese ausklingen lĂ€sst. Im Gegensatz dazu besteht ein eingefrorenes Ausklingen aus einer gerenderten Audiodatei, deren Wiedergabe beim Stoppen abrupt beendet wird.
Bei eingefrorenen Clips in der Arrangement-Ansicht werden alle Parameter-Automationen Bestandteil der gerenderten Audiodatei. Eingefrorene Clips in der Session-Ansicht machen dagegen einen "Schnappschuss" aller Parameterwerte der Arrangement-Position 1.1.1 und behalten diese Werte ĂŒber die Dauer des Einfrierung bei. Dies entspricht dem Verhalten nicht eingefrorener Clips; werden solche normalen Clips in der Session-Ansicht abgespielt, so werden Arrangement-Automationen auĂer Kraft gesetzt und erst durch BetĂ€tigen des ZurĂŒck-zum-Arrangement-Tasters wieder aktiviert.
Eingefrorene Clips werden immer mit aktiviertem Warping und im Beats-Modus abgespielt, wodurch sie den gleichen GesetzmĂ€Ăigkeiten bezĂŒglich der Nicht-NeutralitĂ€t wie alle anderen gewarpten Audiodateien unterliegen.
Jedes GerĂ€t mit Zufalls-Parametern (wie zum Beispiel der Chance-Parameter im GerĂ€t Beat Repeat) wird nach dem Einfrieren kein Zufallsverhalten mehr zeigen. Ăhnlich wie bei den Zeit-basierten Effekten liegt das daran, dass die beim Einfrieren auftretenden Zufallswerte Bestandteil der gerenderten Datei werden und danach nicht mehr in Echtzeit berechnet werden.
Bitte beachten Sie, dass der Befehl "Als Audio fixieren" die Original-Clips und ihre GerÀte durch die Dateien ersetzt, die durch das Einfrieren erzeugt wurden. Bei Verwendung dieses Befehls ist es daher wichtig, die oben genannten SpezialfÀlle zu bedenken -- was Sie nach dem Einfrieren hören, ist exakt das, was Sie bei Verwendung von "Als Audio fixieren" erhalten.
Diese Prozedur wurde getestet, indem der Ausgang einer Audio-Spur gerendert und mit dem eingefrorenen Audiomaterial der gleichen Spur verglichen wurde. Der Phasenauslöschungstest zeigte, dass beide Dateien identisch sind.
34.2.8 Auf Bypass geschaltete Effekte
Auf Bypass geschaltete Effekte werden in Live aus dem Signalfluss entfernt. Dies gilt gleichermaĂen fĂŒr Lives integrierte Effekte und VST- und AU-Plug-ins von Drittanbietern. Entsprechend ist das Audiosignal am Ausgang eines auf Bypass geschalteten Effekts identisch mit dem Audiosignal an seinem Eingang. Beachten Sie aber bitte, dass Effekte, die eine integrierte Verzögerung benötigen (z.B. die Look-Ahead-Funktion in Compressor, diese Verzögerung auch bei aktiviertem Bypass wirksam werden lassen, um den automatischen Latenzausgleich mit dem Rest des Projekts zu gewĂ€hrleisten. In den meisten FĂ€llen wird die Auswirkung dieses Verhaltens nicht wahrnehmbar sein.
Die NeutralitÀt auf Bypass geschalteter Effekte wurde getestet, indem eine Instanz jedes Live-Effekt-GerÀts auf eine Spur geladen, deaktiviert und der Ausgang der Spur gerendert wurde. Die gerenderte Datei wurde mit einer gerenderten Datei der gleichen Spur ohne geladene Effekte verglichen. Der Phasenauslöschungstest zeigte, dass beide Dateien identisch sind.
34.2.9 Routing
Das Routen von Signalen innerhalb von Live (siehe Routing, EingĂ€nge und AusgĂ€nge) ist eine neutrale Operation. Das Signal am Routing-Ziel ist identisch mit dem an der Routing-Quelle. Es ist beachtenswert, dass Lives flexible Routing-Architektur eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet, darunter Signalabgriffe vor oder nach den Effekten einer Spur und nach dem Mixer oder den Abgriff einzelner Sample-Slots beim Instrument Impulse. Bei Nutzung dieser Möglichkeiten ist es wahrscheinlich, dass das Signal am Routing-Ziel anders als vor dem Routen klingt, da es vor dem Durchqueren seiner ursprĂŒnglichen Signalkette angegriffen wurde.
34.2.10 Clips teilen
Clips die bereits neutral sind, bleiben dies auch nach dem Teilen (siehe Clips teilen). Das Teilen beeinflusst nur die Wiedergabeposition innerhalb eines Samples und hat keinen Einfluss auf die Sample-Daten selbst. Die Wiedergabe ĂŒber eine Teilung hinweg erfolgt nahtlos und samplegenau.
Die NeutralitÀt von Clip-Teilungen wurde unter verschiedenen Bedingungen getestet:
- Teilen von nicht gewarpten Clips mit Loop an/aus;
- Teilen von gewarpten aber nicht gestretchten Clips mit Loop an/aus;
In allen FÀllen wurde der Ausgang gerendert und mit dem Ausgang einer nicht geteilten Version der gleichen Quelle verglichen. Der Phasenauslöschungstest zeigte, dass beide Dateien identisch sind.
34.3 Nicht-Neutrale Operationen
VorgÀnge in Live, die eine VerÀnderung der AudioqualitÀt bewirken, bezeichnen wir als nicht-neutrale Operationen. Solche Operationen bewirken in jedem Fall zumindest eine geringe VerÀnderung des Signals. Werden nicht-neutrale Operationen auf in Live importiertes Audiomaterial angewendet, dann ist das importierte Audio auf jeden Fall nicht mit den Dateien identisch, die auf der Festplatte gespeichert sind. Werden nicht-neutrale Operationen auf aus Live exportierte Dateien angewendet, entspricht die erzeugte Datei auf jeden Fall nicht exakt dem, was Sie bei der Wiedergabe in Echtzeit hören.
Zu den nicht-neutralen Operationen gehören:
34.3.1 Wiedergabe im Complex- und Complex-Pro-Modus
Die Algorithmen der Warp-Modi Complex (siehe Complex-Modus) und Complex Pro (siehe Complex-Pro-Modus) verwenden eine völlig andere Technologie als die Algorithmen der Modi Beats, Tones, Texture und Re-Pitch. Obwohl die Complex-Modi besonders bei gemischtem Material mit vielen unterschiedlichen Klangquellen besser klingen können, sind sie nie neutral â selbst mit dem Originaltempo nicht. Darum und weil diese Algorithmen eine höhere CPU-Last erzeugen, empfehlen wir ihre Verwendung nur in solchen FĂ€llen, in denen die anderen Warp-Modi zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis fĂŒhren.
34.3.2 Sample-Raten-Konvertierung/Transponierung
Sample-Raten-Konvertierung (sowohl bei der Echtzeit-Wiedergabe als auch beim Rendern) ist eine nicht-neutrale Operation. Die Wiedergabe von Audiodateien, deren Sampling-Rate nicht der in Lives Voreinstellungen gewĂ€hlten Rate entspricht, wird eine Verminderung der SignalqualitĂ€t bewirken. Auch die Transponierung ist eine Form der Sample-Raten-Konvertierung und fĂŒhrt deswegen ebenfalls zu einem nicht-neutralen Verhalten.
Um mögliche negative Auswirkungen bei der Echtzeitwiedergabe zu vermeiden, ist es empfehlenswert die Sample-Raten-Konvertierung als Offline-Prozess durchzufĂŒhren, anstatt Dateien mit unterschiedlichen Sampling-Raten in einem Set zu mischen. Sobald die Samples mit der Samplingrate exportiert wurden, die Sie in Live verwenden wollen, können sie ohne QualitĂ€tsverlust importiert werden.
Das Rendern von Audio aus Live mit einer anderen Sampling-Rate als der im Projekt verwendeten ist ebenfalls eine nicht-neutrale Operation. Seit Live 9.1 wird fĂŒr die Sampleraten-Konvertierung beim Export der sehr hochwertige Algorithmus der SoX Resampler Library (Dieses Produkt integriert die Library SoX Resampler, lizenziert gemÀà GNU LGPL v2.1.) eingesetzt, wodurch die heruntergesampelten Dateien Ă€uĂerst geringe Verzerrungen aufweisen.
34.3.3 LautstÀrke-Automation
Eine LautstĂ€rke-Automation verĂ€ndert den Pegel und ist daher zwangslĂ€ufig eine nicht-neutrale Operation. Bestimmte Implementationen einer LautstĂ€rke-Automation können besonders dann zu hörbaren Artefakten fĂŒhren, wenn die Automations-HĂŒllkurve bei der Berechnung nicht hĂ€ufig genug abgetastet werden. Seit Live 7 wird die LautstĂ€rke-Automations-HĂŒllkurve fĂŒr jedes Audio-Sample abgetastet und berechnet, was in einer Ă€uĂerst geringen Verzerrung resultiert.
34.3.4 Dithering
Wenn Audio in einer niedrigeren Bitauflösung gerendert wird, ist das Anwenden von Dithering sinnvoll, um Artefakte zu minimieren. Dithering (eine Art minimales Grundrauschen) ist prinzipbedingt ein nicht-neutraler Vorgang, der jedoch beim Verringern der Bitauflösung zu einer Verbesserungen der KlangqualitĂ€t, vor allem bei Signalen mit niedrigem Pegel fĂŒhrt.
Beachten Sie bitte, dass Lives interne Signalbearbeitung durchgehend in 32 Bit erfolgt, selbst eine geringfĂŒgige PegelĂ€nderung hat deswegen 32-Bit-Audio zur Folge -- auch dann, wenn das ursprĂŒngliche Material 16 oder 24 Bit hatte. Wenn Sie also nicht gerade in Live mastern oder etwas finalisieren, sollten Sie am besten immer mit 32 Bit rendern, um das Dithering bei diesem Arbeitsschritt entbehrlich zu machen.
34.3.5 Das Aufnehmen externer Signale (Bitauflösung < A/D-Wandlung)
Das Aufnehmen von Audio in Live ist eine nicht-neutrale Operation, wenn die in Lives Voreinstellungen gewÀhlte Bitauflösung geringer als die des verwendeten A/D-Wandlers ist. Dies wird nicht empfohlen.
34.3.6 Interne Quellen mit weniger als 32 Bit aufnehmen
Ăber internes Routing aufgenommenes Material verliert an QualitĂ€t, wenn die Aufnahme mit weniger als 32 Bit erstellt wird. Das Aufnehmen mit 32 Bit wird empfohlen, um neutrale Aufnahmen von Signalen aus Plug-in-Instrumenten oder von jeglichen Audiosignalen zu gewĂ€hrleisten, die mit Effekt-Plug-ins bearbeitet wurden. Beachten Sie jedoch bitte, dass bei Signalen mit einer geringeren Bitauflösung auch eine Aufnahme mit dieser Auflösung neutral ist (unter der Voraussetzung, dass keine Effekte verwendet werden); das interne Aufnehmen einer unkomprimierten 16-Bit-Datei mit 32 Bit wird die KlangqualitĂ€t nicht verbessern.
34.3.7 Konsolidieren
Das Konsolidieren von Clips in der Arrangement-Ansicht (siehe Clips konsolidieren) erzeugt neue Audiodateien, die im Vergleich zu den Original-Audiodaten nicht neutral sind. Insbesondere werden die neuen Dateien normalisiert, dabei wird die Clip-LautstÀrke so angepasst, dass die Clips mit der gleichen LautstÀrke wie vor dem Konsolidieren erklingen. Die Normalisierung ist eine PegelÀnderung und eine solche ist eine nicht-neutrale Operation. Die neuen Dateien werden ferner mit der in Lives Voreinstellungen gewÀhlten Sampling-Rate und Bitauflösung erzeugt, die von denen in der Ursprungsdatei abweichen können.
34.3.8 Clip-Fades
Ist die Option "Fades automatisch an Clip-Grenzen erzeugen" in den Record/Warp/Launch-Voreinstellungen aktiviert, werden Clip-Anfang und -Ende mit einem kurzen Fade (max. 4 ms) versehen, um eventuell auftretende Klicks beim Abspielen an den Clip-Grenzen zu vermeiden. Diese Fades zur Klickbeseitigung können auch auf Clips in der Session-Ansicht mit Hilfe des Fade-Buttons angewendet werden (siehe Ein- und Aublenden eines Clips). In der Arrangement-Ansicht können die Clips zusÀtzlich einstellbare Fades und Crossfades erhalten (siehe Fades und Crossfades von Audio-Clips). Die Anwendung jede dieser Fade-Optionen ist eine nicht-neutrale Operation.
34.3.9 Panorama-Regelung
Live verwendet eine Constant-Power-Panoramaregelung mit sinusförmigen Gain-Kurven. In der Mittelstellung ist der Ausgangspegel 0 dB; ganz nach links oder rechts geregelte Signale werden um 3 dB im Pegel angehoben. Um diese PegelÀnderung zu minimieren, kann es vor extremen Panoramaregelungen hilfreich sein, die maximale Stereobreite zu verringern. Dies ist mit dem Width-Parameter im Utility-GerÀt möglich.
34.3.10 Grooves
Unter den meisten Bedingungen ist die Wiedergabe eines gewarpten Clips, der das gleiche Tempo wie das Set besitzt, eine neutrale Operation. Wird jedoch ein Groove verwendet (siehe Das Verwenden von Grooves), dann ist die Wiedergabe nicht-neutral, ganz gleich bei welchem Tempo.
34.4 Tipps zum Erzielen der besten KlangqualitÀt in Live
Es folgt eine Liste mit empfohlenen Vorgehensweisen und Einstellungen fĂŒr Anwender, die die optimale KlangqualitĂ€t in Live erzielen wollen.
- Entscheiden Sie vor der Arbeit an einem Projekt, welche Sampling-Rate Sie verwenden wollen, statt diese wÀhrend der Arbeit am Projekt zu Àndern.
- Nehmen Sie Audio in Live mit hochwertigen Hardware-Komponenten (Audio-Interface, Kabel, etc.) und mit der höchsten Sampling-Rate und Bitauflösung auf, die Ihr Audio-Interface und der Rechner ermöglichen.
- Vermeiden Sie es, Samples mit unterschiedlichen Sampling-Raten im gleichen Projekt zu verwenden. Wenn Sie mit solchen Dateien arbeiten wollen, sollten Sie sie zunĂ€chst in einem darauf ausgelegten Offline-Programm auf die fĂŒr Ihr Audio-Interface gewĂ€hlt Sampling-Rate konvertieren.
- Deaktivieren Sie bei allen Audio-Clips die Optionen Warp und Fade in der Clip-Ansicht.
- Die Regler fĂŒr Transpose und Detune sollten bei allen Clips unberĂŒhrt bleiben.
- Rendern Sie immer mit 32 bit.
Bitte beachten Sie, dass diese Tipps zwar die optimale AudioqualitĂ€t sicherstellen, dabei aber einige Funktionen von Live auĂer Kraft setzen -- insbesondere das Stretching und Synchronisieren.
34.5 Zusammenfassung und Schluss
Ableton hat dieses Merkblatt verfasst, damit Sie als Anwender leichter und besser verstehen, welche VorgÀnge in Live das Audiomaterial wie beeinflussen. Unser Schwerpunkt lag auf Funktionen, die sich im Laufe der Jahre als verwirrend herausgestellt haben und missverstanden worden sind; die hier gelisteten neutralen und nicht-neutralen Operationen sind notwendigerweise unvollstÀndig.
Zögern Sie aber bitte auch nicht, uns zu kontaktieren (siehe https://www.ableton.com/help/), falls Sie zusÀtzliche Fragen haben, die hier nicht beantwortet wurden. Live ist ein Produkt, aber auch ein kontinuierlicher Prozess, der stark vom Input der Anwender profitiert.